Sommerpalast (4.10.2005) - Chinamingtian

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Sommerpalast (4.10.2005)

2005 - Teil 1

6. Tag, Dienstag 04.10.2005, Sommerpalast

Heute stand für uns der Sommerpalast auf dem Plan. In vielen Reiseführern steht, dass man sich für die Besichtigung dieser Palastanlage einen Führer nehmen soll. Außerdem wird vor den Taxen gewarnt, die am Sommerpalast auf Fahrgäste warten. Nimmt ein unkundiger Fahrgast ein solches Taxi, so werden anschließend horrende Fahrtkosten abgerechnet.

Daher nahmen wir uns einen Mietwagen vom Hotel, der uns hinaus zum Sommerpalast brachte. Für die Fahrtstrecke benötigten wir 45 Minuten. Beim Sommerpalast angekommen, zeigte uns der Fahrer wo der Eingang war, anschließend sagte er uns noch, dass er den ganzen Tag auf uns warten würde. Wir hatten aber sicherheitshalber noch eine Uhrzeit ausgemacht, wann wir wieder am Ausgang sein wollten, so dass uns der Fahrer wieder einsammeln konnte.

Nachtrag 2009: Heute würden wir es anders machen, entweder mit dem öffentlichen Linienbus zum Sommerpalast und auch zurück fahren, oder man lässt sich von einem Taxi hinbringen, und nimmt für die Rückfahrt den Bus. Hier fallen deutlich weniger Kosten an, und man ist auch zeitlich nicht so gebunden, sondern viel flexibler.

Zukünftig wird man diese Sehenswürdigkeit noch einfacher erreichen können, eine U-Bahn mit Haltestelle am Sommerpalast befindet sich bereits im Bau. Sobald diese U-Bahn fertig gestellt ist, sind die Zeiten der überteuerten Taxis vorbei.

Betreten haben wir den Sommerpalast durch einen Nebeneingang, das "East Side Gate", nicht zu verwechseln mit dem nördlich hiervon gelegenen Haupteingang "East Palace Gate". Direkt hinter dem Eingang bogen wir nach links Richtung Tong Niu (Bronzeochse) ab. Dieser Bronzeochse liegt auf einem Steinsockel direkt am Kunming See. In Anlehnung an die alte Tradition, dass der Wassergeist in Schach zu halten sei, wurde in früheren Zeiten ein Eisenochse an jeder neu errichteten Wasserbauanlage errichtet. Der Ochse sorgt dafür, dass durch den Wassergeist kein Unglück herbeigeführt werden kann. Dieser Ochse ist für Chinesen ein beliebtes Fotomotiv, ihn deshalb ohne Personen ablichten zu können ist daher während der Golden Week fast unmöglich.

Kurz hinter dem Ochsen führt die marmorne Shiqi Kong Qiao (Siebzehn-Bogen-Brücke) zur Nanhu Dao (Südsee-Insel). Diese Brücke hat eine Gesamtlänge von 150 m, ihr Geländer ist mit kleinen Säulen verziert, auf denen Löwen sitzen, alle individuell geformt. Ich hatte zwar ursprünglich vor die unterschiedlichen Löwen zu fotografieren, nahm aber dann doch sehr schnell Abstand davon, als ich die Menge sah. Weiter ging es auf die Insel. Dort gab es verschiedene Tempel zu sehen, der bekannteste ist der Guangrun Lingyu Ci (Temple of Timeless Rains and Extensive Moisture, der vom Volk nur Drachenkönig Tempel (Dragon King Temple) genannt wird. Von dieser Insel hat man einen herrlichen Blick über den gesamten See, bei schönem Wetter sieht man auch im Hintergrund die West-Berge mit den Tempeln.

 
 

Die Insel kann man auf zwei Wegen verlassen, entweder über die Brücke, über die wir die Insel betraten, oder mit der Fähre, die zum Nordufer des Kunming Sees fährt. Wir wählten die Fähre und nach einer Überfahrt von ungefähr 10 Minuten landeten wir am Nordufer in der Nähe des berühmten Shifang (Marmorboots), welches ursprünglich als Schiffsanlegestelle diente. Die Basis des Schiffes ist aus Marmor, die Aufbauten sind aus Holz. Kaiserin Cixi ließ eine weitere Holzetage bauen und zwei Steinräder zu beiden Seiten anbringen. Das so entstandene Schiff kann als ein Hinweis auf die eigentliche Bestimmung des Geldes verstanden werden, denn die Gelder, mit denen Kaiserin Cixi diesen Umbau und die Renovierung des gesamten Sommerpalastes finanzierte, waren ursprünglich für den Bau der chinesischen Flotte vorgesehen.

 
 

Von hier führt am Seeufer entlang der Chang Lang (Langer Korridor), ein 728 m langer Wandelgang. Er besteht aus 273 verbundenen Säulenpaaren und mehreren Pavillons, eine einzigartige Kombination aus überdachtem Weg und Kunstgalerie, dessen Quer-Balken von Bildern geschmückt werden.

Die Motive zeigen geschichtliche und mythologische Szenen oder Landschafts-, Vogel- und Blumenmotive. Der Gang beginnt im Osten mit dem Tor der Einladung des Mondes (Yaoyue) und endet im Westen im Pavillon des alten Mannes (Shizhang) und verbindet alle Gebäude entlang des Berges der Langlebigkeit durch Tore und Pavillons miteinander. Die Wolkenzerstreuende Halle bildet den Mittelpunkt des Ganges, der an dieser Stelle einen halbkreisförmigen Bogen um die Halle herum macht. Wir starteten im Westen und gingen nach Osten, liefen also "falsch" durch den Gang.

In diesem Gang legten wir auch mitten zwischen den Chinesen mit Würstchen vom Grill und grünem Tee, sowie anschließend einem megagroßen Nudeltopf unsere Mittagspause ein. Kommentar einer deutschen Touristin, die nicht wusste, dass wir sie verstehen: "Das hätte ich jetzt auch gerne". Wir dachten nur: "Mädchen, "einfach machen", auf das Essen, was Du gerne hättest, zeigen, die Verkäuferin wird Dir schon klar machen, was es kostet". Sie ging jedoch unverrichteter Dinge weiter, selber schuld.

 
 

Leider konnten wir uns nicht allzu lange ausruhen, weil wir ja gegen 15:00 wieder beim Ausgang sein wollten, daher Mittagspause schnell beendet und durch den Wandelgang weitergegangen. Viele Palastgebäude ließen wir leider links liegen, uns fehlte die Zeit sie ausgiebig zu besichtigen. Erst bei der Leshou Tang (Halle der Freude und des langen Lebens, Hall of Happy Longevity) blieben wir wieder stehen, um diese zu besichtigen, leider nur von außen möglich und somit konnte ich keine Fotos von innen machen. Dieses Gebäude ist das Hauptgebäude des gesamten Wohnkomplexes, in dem die Kaiserin Cixi im Sommer wohnte. Die Einrichtung dieser Halle ähnelt der des Kaiserpalasts (Gugong). Der Wandschirm hinter dem Thron im Innern der Halle ist mit einer Vielzahl von Vögeln verziert, die alle dem Phoenix, der Königin unter den Vögeln und Symbol der Kaiserin, huldigen. In diesem Raum befinden sich auch viele Kunstgegenstände aus Jade, Koralle, Elfenbein und Perlen. Vor dem Haus stehen einige Figuren aus Bronze, die von mir selbstverständlich auf den Speicherchip der Kamera gebannt wurden.

Doch die Besichtigungstour sollte eigentlich noch nicht zu Ende sein, die Ren Shou Dian (Hall of Benevolence and Longevity, Halle des Wohlwollens und der Langlebigkeit) sollte von uns noch besichtigt werden. In dieser Halle wurden die kaiserlichen Audienzen abgehalten, unter anderem auch von der Kaiserin Cixi. Ihr Thron kann auch heute noch im Zentrum der Halle besichtigt werden, dahinter befindet sich ein Wandschirm, auf dem das Zeichen Shou (Langes Leben) zu sehen ist. Während der Audienzen hing ein dünner Vorhang am Eingang der Halle, so dass Cixi die zur Audienz versammelten Menschen jenseits des Vorhanges sehen konnte, selbst jedoch unsichtbar blieb (Regieren durch den Vorhang). Leider müssen wir eingestehen, dass wir die Ren Shou Dian nicht gefunden haben, oder höflicher ausgedrückt, dass wir daran vorbeigelaufen sind. Aber ich hätte sowieso keine Fotos vom Inneren machen können, auch diese Halle kann nicht besichtigt werden.

 
 

Jetzt hieß aber endgültig Abschied nehmen vom Sommerpalast, wir mussten zurück zu dem Eingang, durch den wir den Park betreten hatten. Mit uns strebten inzwischen viele Chinesen Richtung Ausgang, viele sahen ähnlich erschöpft aus wie wir, auch sie dürften nur mit kurzer Unterbrechung die Anlage besichtigt haben. Nach Verlassen der Palastanlage wurden wir sofort von "Taxifahrern" angesprochen, ob wir nicht ein Taxi haben wollten, ohne uns, denn Taxis die dort stehen und auf Fahrgäste warten, wollen meistens nur eines "betrügen". Unser Fahrer wartete etwas abseits, sammelte uns auf, und brachte uns zurück zum Hotel. Insgesamt ein gelungener Ausflug bei strahlendem Sonnenschein, nur leider zu kurz. Auf dem Gelände des Sommerpalastes gibt es so viel zu sehen, man müsste, ähnlich wie für die Verbotene Stadt, viel mehr Zeit für alles haben. So bleibt einem nur ein erster Überblick, aber leider nicht mehr.

 
 

Als wir auf unser Zimmer gingen, um uns ein wenig frisch zu machen, waren wir sehr überrascht. Unsere Reisebegleitung, hatte es sich inzwischen auf dem Sessel und dem Tisch bequem gemacht. Was mag das Zimmermädchen wohl gedacht haben, als sie so viele Stofftiere sah, wahrscheinlich dass wir die für unsere Kinder mitbringen.

Da wir irgendetwas zum Abendessen haben mussten, sind wir erst einmal vom Hotel die Wangfujiing Dajie Richtung Süden gelaufen. Dort aber erst einmal in den Foreign Language Bookshop gegangen, wir kauften uns ein paar Reise-DVD's, wir hätten noch viel mehr kaufen können, aber Hartmut hat schon gejammert, wie er das nur in die Koffer bekommen soll.

Abendessen gab es dann bei Fugang Lamian / Fugang Noodles (213 Wangfujing Dajie, Dongcheng District), auch dieses Mal wieder sehr lecker, und lernfähig wie wir sind, haben wir genug bestellt, damit wir richtig satt wurden.

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü